Notiz am Rande: Zeitläufte

Foto: Petra Rapp
"Zwischen Himmel und Hölle" heißt der Abschnitt in Toni Hiebelers Autobiographie - von Horst Höfler im AS-Verlag Zürich (ISBN 3-909-11156-4) herausgegeben - passenderweise. Und dramatisch geht es auch zu bei den diversen Bergerlebnissen von früher, wo die Bergsteiger minimalistisch ausgerüstet und unter zum Teil unglaublichen Strapazen die steilsten Wände bezwungen haben. Andere Zeiten und eine sehr zähe Generation...

Ich werde immer wieder gefragt, deshalb heute wieder ein paar Zeilen: Ja, wir lesen immer noch! Und: Ja, manchmal darf man einfach nicht alles so ernst nehmen, was Mediziner so prognostizieren. Der Mensch ist doch Mensch, die Hoffnung stirbt zuletzt und der Wille versetzt bekanntlich Berge. Die haben ihm ja schon immer sehr viel bedeutet. Auch deshalb lesen wir weiter Bergbücher, beziehungsweise ich ihm vor.

Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, als wir meinen Vater aus dem Krankenhaus geholt haben. "Endstadium, vielleicht noch acht bis zehn Tage". Abgemagert, gezeichnet, manchmal schon weit entfernt. Doch er gibt nie ganz auf, kämpft - meist im Stillen mit sich, so, wie er es sein ganzes langes Leben getan hat.

Zuhause erholt er sich, nimmt wieder zu, gewinnt Kraft, so dass sogar wieder kleinere Ausflüge möglich sind. Er hat Rückschläge, muss wieder ins Krankenhaus, erholt sich wieder. Und freut sich über die vielen Kleinigkeiten des Lebens, bedankt sich. Auch für die große Unterstützung, die er durch meine Mutter, meine Geschwister und sehr nette Menschen beim Pflegedienst erlebt. Hilfe, die allen sehr viel Kraft kostet und bisweilen an und über die Grenzen geht. Aber er kann so zuhause bleiben. Und trotz allem ist es ein geschenktes Jahr. Eines, das ihn und uns verändert hat. 

Dass die Zeit jetzt sehr begrenzt ist, ist uns bewusst. Und die Tage, an denen er nicht mehr vorgelesen haben will, werden wieder häufiger. Petra Rapp

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